Personal Branding: 5 Fragen an Janina Ostendorf
Personal Branding ist ein wichtiges Kommunikationstool, um die Themen, die dir wichtig sind, sichtbar zu machen. Mit unserer Interviewreihe „Personal Branding: 5 Fragen an…” möchten wir die unterschiedlichen Perspektiven von Personal Branding beleuchten und verschiedene Personen zu Wort kommen lassen. Auch Janina Ostendorf hat mit uns über Sichtbarkeit gesprochen und uns verraten, warum gerade Netzwerken in diesem Zusammenhang so wichtig ist.
Mit dem Ziel, einen Beitrag für eine weiblichere Wirtschaftswelt zu leisten, hat sich Janina 2023 mit JULES selbstständig gemacht. Sie vereint ihre Herzensthemen Employer Branding, Network as a Service und Female Empowerment miteinander. Sie bringt dabei über 15 Jahre Erfahrung aus der Beratung, der Industrie, der Hochschulwelt sowie dem Startup Ökosystem mit. Ehrenamtlich hostet Janina den Fast & Curious Circle Ostwestfalen und Münster und hat regional den Female Business Talk ins Leben gerufen, um auch in der ländlich geprägten Region ambitionierte Frauen zu vernetzen. Sichtbar zu sein und andere Frauen zu motivieren, sichtbar(er) zu werden, ist ihre Passion.
Was und wen möchtest du mit deiner Sichtbarkeit erreichen?
Ich möchte in erster Linie Frauen erreichen – das ist meine Hauptzielgruppe. Das können zum Beispiel angestellte Frauen sein, die ein bisschen unglücklich in ihrem Job oder ihrer aktuellen Lebenssituation sind und denen ein kleines Stückchen Mut fehlt, einen Schritt in eine neue Richtung zu machen. Im Prinzip sind das alle Frauen, die ihr Potenzial noch nicht komplett ausgeschöpft haben.
Mein Ziel ist es, Frauen anhand meines eigenen Beispiels zu ermutigen, sich aus ihrer Komfortzone heraus zu trauen. Ich möchte zeigen, dass Netzwerken der absolute Game Changer ist und man eigentlich nur davon profitieren kann, wenn man sich traut, in diesen Austausch zu gehen.
Netzwerken ist dein Steckenpferd und für die eigene Personal Brand super wichtig. Welche pragmatischen Tipps hast du?
Es fängt immer mit der eigenen inneren Einstellung und den eigenen Glaubenssätzen an. Gerade bei Frauen sind Glaubenssätze wie „Ich kann nicht gut netzwerken", „Ich habe nichts zu erzählen” oder „Es interessiert keinen, was ich zu sagen habe” sehr verbreitet. Deshalb setze ich bei meinen Workshops immer zuerst bei diesen Glaubenssätzen an und viele Frauen merken schnell, dass die Einschränkungen, die sie davon abhalten, auf Veranstaltungen zu gehen, oft durch diese Glaubenssätze entstehen. Und ich ermutige sie, an den Rand ihrer Komfortzone zu gehen und sich trotzdem zu überwinden. Je öfter man das macht, desto besser wird es.
Ein weiterer Tipp für das Netzwerken ist auf jeden Fall gute Vorbereitung. Man sollte sich gut überlegen, mit welchem Ziel man in eine Netzwerksituation geht. Möchte ich eine bestimmte Person kennenlernen? Habe ich einen Auftrag? Muss ich Leads generieren? Möchte ich mich selbst für ein Thema positionieren? Zur Vorbereitung gehört auch, sich zu überlegen, wie man sich kurz und knackig vorstellen kann. Wenn man selbst ziemlich klar ist und das auch in der Vorstellungsrunde gut kommunizieren kann, dann trägt es auch positiv zur eigenen Personal Brand bei.
Was ich auch immer wieder erlebe, besonders bei Frauen: wenn man eine Frau für ein Gespräch gefunden hat, klammert man sich gerne den ganzen Abend zu zweit an einen Stehtisch. Das sollte so nicht sein. Deshalb sage ich immer: Visitenkarten austauschen oder direkt mit dem LinkedIn QR-Code auf dem Handy vernetzen, damit man im Nachhinein eine Kontaktmöglichkeit hat, und dann sollte man aber auch weitergehen.
Wichtig ist auf jeden Fall, dass man offen in Gespräche hineingeht und immer erst einmal herausfindet, wie man die andere Person möglicherweise unterstützen kann. Das öffnet in der Regel die Tür zu guten Verbindungen und das Meiste ergibt sich dann über die Zeit von selbst. Netzwerken ist erstmal immer sehr sehr viel Geben, bevor dann das Nehmen folgt.
Gerade introvertierten Menschen raubt das Netzwerken oft Kraft und ist eine große Hürde. Hast du Tipps fürs Netzwerken für Introvertierte?
Es gibt ja das analoge Netzwerken und das Digitale. Ich bin immer eher in der realen Netzwerksituation unterwegs, vernetzte mich danach gerne digital und bleibe so im Nachgang in Kontakt. Introvertierte Personen können sich das Netzwerken erleichtern, wenn sie damit digital anfangen.
Sie können Personen auf LinkedIn zum Beispiel erst eine gewisse Zeit lang folgen, dann anfangen, regelmäßig Beiträge zu kommentieren, um vielleicht bereits positiv aufzufallen und dann eine Vernetzungsanfrage schicken. Dann sieht man vielleicht, dass die Person ebenfalls auf eine Veranstaltung geht und kann diese im Vorfeld anschreiben, um sich dort zu treffen. Wenn man sich dann im realen Leben trifft, hat man natürlich direkt einen ganz anderen Aufhänger, weil man das Gefühl hat, dass man sich bereits kennt. Deswegen rate ich immer auch dazu, die digitale Sichtbarkeit und das digitale Netzwerk gut zu pflegen und eben genau diese Strategie einmal anzuwenden, weil man sich so vielleicht ein bisschen sicherer fühlt.
Eine weitere Möglichkeit ist es, sich jemanden an die Seite zu holen, der oder die bereits sehr gut vernetzt ist und einen einfach anderen Personen vorstellt und mit diesen ins Gespräch bringt. Ich agiere ja auch selbst als eine solche Wingwoman und merke immer wieder, wie leicht es sein kann, wenn man den bzw. die richtige Partner:in an der Seite hat, der bzw. die diese erste Intro ein wenig erleichtern kann.
Wie kommst du auf die Themen, über die du schreibst?
Ich habe tatsächlich einen Redaktionsplan. Dadurch, dass Netzwerken mein Hauptjob ist und ich auf sehr vielen Veranstaltungen bin, geben diese inhaltlich das Grundraster für meine Themen und Inhalte vor.
Ich schreibe also sehr viel über Veranstaltungen, weil ich Frauen zeigen möchte, was es alles für Events gibt, wen sie dort treffen können, welche Themen dort besprochen werden oder wie mich das Event inspiriert hat. Ich möchte diejenigen, die nicht dabei waren, auf diese Weise im Nachgang daran teilhaben lassen. Gleichzeitig versuche ich immer, andere Frauen in meinen Beiträgen sichtbar zu machen, zum Beispiel wenn sie einen Vortrag gehalten haben oder wir einfach ein schönes Gespräch hatten.
Zeit ist hier ein gutes Stichwort. Was steckt denn an Aufwand hinter deiner Sichtbarkeit?
Meine Offline-Sichtbarkeit ist mit wahnsinnig viel Aufwand verbunden. Ich bin organisatorisch extrem durchgetaktet und werde auch oft gefragt, egal wo ich unterwegs bin, wie ich das eigentlich mache. Aber es ist auch meine absolute Leidenschaft und die Idee hinter JULES war, dass ich mich mit meinem Hobby selbständig mache.
Um meine digitale Sichtbarkeit kümmere ich mich seit etwa einem Jahr professionell und poste mindestens zweimal pro Woche. Anfangs hat mich das auch sehr viel Zeit gekostet, weil ich keine geborene Texterin bin und bei meinen eigenen Inhalten auch sehr selbstkritisch bin. Auch das wird natürlich besser, je öfter man es macht.
Den Zeitaufwand für die eigene Sichtbarkeit sollte man also nicht unterschätzen, aber es lohnt sich auch. Um mit den eigenen Themen aufzufallen und auch im Gedächtnis zu bleiben, braucht es auf jeden Fall eine gewisse Regelmäßigkeit.
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