Personal Branding: 5 Fragen an Gülsah Wilke
Jede Person kann ein Vorbild für eine weitere Person sein. Aus diesem Grund haben wir unsere Interviewreihe „Personal Branding: 5 Fragen an…” ins Leben gerufen. Wir sprechen mit verschiedenen Menschen über ihren Weg in die Sichtbarkeit, um weitere Menschen zu inspirieren, Fürsprecher:innen für ihre Themen zu sein. Auch Gülsah Wilke hat mit uns über ihre Erfahrungen gesprochen.
Gülsah ist die Gründerin und Geschäftsführerin von 2hearts – Europas größter Community für Menschen mit Migrationshintergrund aus der Tech-Szene mit dem Ziel, Talente mit Migrationshintergrund und aus unterprivilegierten Verhältnissen zu fördern, um Europas Tech-Wirtschaft zu bereichern. Sie setzt sich mit großer Leidenschaft dafür ein, die Tech-Welt von morgen mit kultureller Vielfalt zu gestalten.
Was und wen möchtest du mit deiner Sichtbarkeit erreichen?
Mir ist es wichtig, die Person zu sein, die ich als junger Mensch gebraucht habe. Ich möchte vor allen Dingen den Menschen etwas zurückgeben, die einen kulturell vielfältigen Hintergrund haben oder aus sozial weniger privilegierten Schichten kommen. Außerdem möchte ich Frauen unterstützen und inspirieren. Denn wenn wir uns die Technologie- und Corporate-Welt in Deutschland anschauen, gehören Frauen tatsächlich immer noch zu einer Minderheit – und das obwohl sie 50% der Weltbevölkerung ausmachen.
Warum ist Netzwerken so wichtig und wie baut man sich am besten ein Netzwerk auf?
Mein Netzwerk ist definitiv mein größtes Asset. Es steht mir in guten wie in schlechten Zeiten zur Seite und hier hole ich mir Rat, Motivation, Mut und Inspiration. Gleichzeitig kann ich durch mein Netzwerk meine Zielgruppe besser erreichen und auch empowern. Mir ist es außerdem sehr wichtig, mein Netzwerk anderen Menschen zu öffnen, vor allem sozial und kulturell benachteiligten Menschen sowie Frauen, damit sie nicht den teils schweren und steinigen Weg gehen müssen, den ich selbst gegangen bin. Ich finde, dass wir viel mehr Türen öffnen sollten, um andere in unser Netzwerk einzuladen und sie zu unterstützen.
Für den Aufbau eines Netzwerks ist es wichtig, sich bewusst zu sein, dass Netzwerken ein Marathon und kein Sprint ist. Netzwerken ist kein einmaliges Event – es braucht Zeit, sich ein relevantes und impactvolles Netzwerk aufzubauen, das ähnliche Werte teilt. Und man muss sein Netzwerk auch kontinuierlich pflegen.
Hilfreich für den Netzwerkaufbau sind definitiv Menschen, die als Multiplikator:innen fungieren und bereit sind, ihr eigenes Netzwerk für andere zu öffnen, damit auch diese davon profitieren können. Communities wie unsere 2hearts Community bauen genau auf diesem Gedanken des Netzwerks und des Zugangs zu Netzwerken auf. Mit 2hearts haben wir die vielfältigste Community in Europa geschaffen, die Menschen nicht trotz ihrer Herkunft, sondern gerade durch ihre Herkunft Möglichkeiten, Chancen und Motivation bietet.
Wie gehst du mit kritischen Kommentaren um?
Ich habe das Glück, dass mein Thema und meine Posts nicht sehr polarisieren und ich daher wenig mit negativen Kommentaren konfrontiert werde. Wenn es doch mal passiert, ist es wichtig, solche Kommentare nicht persönlich zu nehmen und eine gewisse Distanz zu den Aussagen zu gewinnen.
Eine weitere Empfehlung von mir: keine Kurzschlussreaktion. Das heißt, nicht einfach schnell auf einen negativen Kommentar antworten, denn dann gerät man schnell in eine Art Pingpong und die Situation kann sich weiter zuspitzen. Stattdessen lasse ich die Aussagen oft erst einmal ruhen, bevor ich antworte. In manchen Fällen reagiert auch jemand aus meinem Netzwerk, was ich persönlich sehr schön finde, da auch jemand anderes für das Thema einsteht.
Konzentrierst du dich für deine Sichtbarkeit auf bestimmte Kanäle? Welche Kanäle sind das und warum hast du dich für diese entschieden?
Ich konzentriere mich auf Social Media und die klassischen Medien – sowohl für mich persönlich, als auch für die 2hearts Community. Unser Hauptkanal ist LinkedIn, das hat sich sehr klassisch ergeben und wir haben dort auch mit Abstand die höchste Anzahl an Follower:innen. Instagram nutze ich auch, das ist eine Mischung aus privat und beruflich, aber der Fokus liegt wirklich auf LinkedIn.
Bei den klassischen Medien gehen wir sehr opportunistisch vor. Wenn es Themen gibt, die uns beschäftigen, gehen wir direkt auf die Medien zu. Aber ansonsten werden wir auch sehr stark angesprochen – überwiegend von den klassischen Wirtschaftsmedien, aber auch Startup-fokussierten Medien wie Gründerszene oder Sifted.
Für die Community nutzen wir außerdem Slack als Kommunikationskanal und Mittelpunkt des Austauschs.
Was steckt an Aufwand hinter deiner Sichtbarkeit?
Sichtbarkeit ist auf jeden Fall mit Aufwand verbunden. Ich plane meine Beiträge in der Regel für einige Wochen im Voraus. Es gibt bei mir immer mal wieder Wochen, wo es viele Themen gibt und ich zum Beispiel zu gewissen Anlässen, Studien oder Veranstaltungen etwas posten möchte. Dann gibt es auch wieder Wochen, wo es etwas ruhiger ist. Meine Beiträge schreibe ich selbst und würde sagen, dass ich im Durchschnitt 15 Minuten für einen Post brauche. Da gibt es sicherlich auch noch Verbesserungsbedarf und Potenzial und Luft nach oben.
Ich merke außerdem immer öfter, dass Sichtbarkeit auch mit einer gewissen Verantwortung verbunden ist. Deswegen ist es auch sehr wichtig, sich Expert:innen für das Thema dazu zu holen. LinkedIn ist heute viel mehr als ein reines Business-Verzeichnis. Auf der Plattform wird Sichtbarkeit geschaffen und Impact generiert. Es bedarf daher noch viel mehr Fokus auf gute Kommunikation und die eigene Sichtbarkeit – es lohnt sich hier definitiv zu investieren. Ich stehe sicherlich auch noch am Anfang und hätte gerne mehr Zeit für das Thema.
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