Personal Branding: 5 Fragen an Christine Laudenbach
5 Fragen – 5 Antworten. Das ist das Prinzip unserer Interviewreihe „Personal Branding: 5 Fragen an…”, in der wir mit unterschiedlichen Personen über ihre Sichtbarkeit sprechen. Sie teilen ihre Meinung, Erfahrungen und Tipps. Auch Christine Laudenbach hat hierfür mit uns gesprochen.
Christine ist Professorin an der Goethe Universität in Frankfurt und leitet die Household Finance Abteilung am Leibniz-Institut für Finanzmarktforschung SAFE. Als Verhaltensökonomin forscht sie zum Thema Finanzentscheidungen von Privathaushalten, zu Finanzbildung, zu den Ursachen der geringen Beteiligung von Frauen an den Kapitalmärkten und allgemein zu Geschlechtsstereotypen im Kontext von Finanzen. Sie ist Vorsitzende des Behavioral Finance e.V., dessen Zweck die Förderung von Forschung zur Erhöhung der finanziellen Entscheidungskompetenz ist und insbesondere junge Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler in diesem Bereich unterstützt. Des Weiteren ist sie Co-Autorin des Buches “Die genial einfache Vermögensstrategie” (Campus), war Mitglied des Gründungsteams des Arero-Weltfonds und wurde von Capital als “Top 40 unter 40” ausgezeichnet.
Was und wen möchtest du mit deiner Sichtbarkeit erreichen?
Finanzielle Freiheit und finanzielle Bildung sollten deutlich weniger, als es aktuell der Fall ist, von der sozialen Herkunft abhängen. Ich möchte daher Menschen erreichen, die einen Beitrag dazu leisten möchten oder können. Ich möchte mit meiner Sichtbarkeit auch dazu beitragen, typische Glaubenssätze wie „Über Geld spricht man nicht”, „Aktien sind nur etwas für Reiche” oder „Finanzen sind Jungssache” abzulegen bzw. zu ändern. Außerdem möchte ich gerne Menschen erreichen, die den Beruf des oder der Wissenschaftler:in spannend finden.
Warum ist Sichtbarkeit deiner Meinung nach gerade für Frauen so wichtig?
Ich denke Sichtbarkeit ist umso wichtiger, je stärker bestimmte Stereotypen mit einem Beruf, mit einer Aufgabe oder mit einer Rolle verbunden sind. Sichtbarkeit kann hier dazu beitragen, Diversität in diese Rolle zu bringen.
Das trifft also nicht nur speziell auf Frauen zu. Es wird aber natürlich häufig mit Frauen verknüpft, weil gerade die Bereiche, in denen Frauen unterrepräsentiert sind, eine starke Sichtbarkeit haben.
Netzwerken fällt vielen schwer. Wie gehst du an eine Veranstaltung ran, bei der du wenige Menschen kennst und gewisse Kontakte knüpfen möchtest?
Wenn ich auf Konferenzen innerhalb der Wissenschaft bin, passiert es mir eigentlich nicht mehr, dass ich niemanden oder wenige Menschen kenne. Da habe ich eher das Problem, nicht alle sprechen zu können, mit denen ich gerne sprechen würde.
Wenn ich mich aber zwischen den Welten bewege, bin ich natürlich auch auf Veranstaltungen unterwegs, wo ich dieses Netzwerk noch nicht habe. Ich bin aber grundsätzlich ein Typ, dem es nicht schwer fällt, Kontakte zu knüpfen und ich komme auch relativ schnell ins Gespräch mit Menschen. Das ist natürlich nicht selbstverständlich und kann sehr unterschiedlich sein, je nachdem, was für eine Persönlichkeit man hat.
Was ich als hilfreich empfinde, ist, vorher einmal zu schauen, wer ebenfalls auf der Veranstaltung sein könnte. Dann kenne ich zumindest ein paar Menschen bereits und das hilft manchmal gut gegen die Aufregung. Wenn ich tatsächlich einmal niemanden kenne, dann stelle ich mich an Orte, wo Gespräche einfach starten, zum Beispiel in die Kaffeeschlange. So sind für mich auch schon oft überraschende und spannende Gespräche entstanden. Und wenn es ein Programm gibt, wo Menschen etwas vortragen, die ich spannend finde, dann versuche ich diese Personen nach ihrem Vortrag auch direkt anzusprechen. Das sind Herangehensweisen, die sich für mich bewährt haben.
Löst deine Sichtbarkeit Dialog aus? Welches Feedback bekommst du?
Das kommt wieder sehr auf die Blase an, von der wir gerade sprechen. Ich höre oft Sätze wie „Bist du dir sicher, dass du das alles machen möchtest?” oder „Ist das nicht alles ein bisschen viel?” In der Wissenschaft ist es aber natürlich auch nicht der Standard, mit den eigenen Themen auch mehr in die Masse zu gehen – je nachdem, in welchem Bereich man arbeitet.
Ich beschäftige mich mit Finanzentscheidungen von Privathaushalten und möchte natürlich die Verbraucher:innen erreichen. Es würde nicht viel bringen, wenn ich meine Ergebnisse nur anderen Wissenschaftler:innen erzähle. Daher ist die Kommunikation mit den klassischen und auch in den sozialen Medien deutlich relevanter. So erreiche ich meine Zielgruppe und kann in den Dialog gehen.
Wirklich harte Kritik, die mich persönlich hart trifft, habe ich aber glücklicherweise bisher nicht erhalten. Natürlich sehen Menschen in den Kommentaren es mal anders als ich, aber das ist ja auch in Ordnung.
Wie integrierst du deine Aktivitäten in deinen Alltag?
Dazu hatte ich gerade erst wieder eine Unterhaltung mit meinem Mann. Ich hatte mal wieder einen vollen Terminkalender und am Abend stand ein Netzwerkevent an. Meine Reaktion in diesem Moment war „Jetzt gehe ich heute Abend auf diese Veranstaltung und verliere wieder Arbeitszeit”. Er hat dann zu mir gesagt, dass er meine Aufregung nicht verstehe, denn das Netzwerken sei doch Teil meiner Arbeit.
Ich glaube, dass viele Menschen Netzwerken und Sichtbarkeit als Hobby ansehen, das man nebenbei macht, ein bisschen Spaß dabei hat und Prosecco trinkt. Aber das ist natürlich Quatsch. Wir müssen lernen, dass Kommunikation und Austausch ein wesentlicher Bestandteil der Arbeit sind. Es gibt sicher wenige Berufe, wo dich der Austausch mit anderen nicht weiterbringt. Die Frage ist also eher, wie man Netzwerken und Sichtbarkeit im eigenen Alltag priorisiert. Auch das hängt natürlich stark vom eigenen Job ab und welche Ziele man damit verfolgt.
Auch viele Unternehmen müssen hier noch umdenken und ihre Mitarbeitenden noch mehr bei diesem Vorhaben unterstützen. Denn Sichtbarkeit für dich bedeutet auch Sichtbarkeit für deine Arbeit und damit auch Sichtbarkeit für das Unternehmen. Der Austausch ist so wichtig, denn so bekommst du auch Feedback, das du sonst nicht bekommen würdest und Ideen, die du sonst viel schwieriger generieren würdest.
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