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Personal Branding und Introvertiertheit – geht das?

„Ich würde ja gerne Personal Branding betreiben, aber es ist mir so unangenehm, im Mittelpunkt zu stehen und mich selbst zu vermarkten!”

Findest du dich in dieser Aussage wieder? Bei Personal Branding geht es um die Entwicklung einer eigenen, starken Personenmarke. Dazu gehört auch, Kernthemen zu finden, über die man kommuniziert und sich dazu auf LinkedIn und anderen Kanälen positioniert. Wir hören manchmal, dass es einigen Menschen am Anfang Überwindung kostet, präsent und sichtbar zu werden. Vor allem für Personen, die sonst vielleicht eher ruhiger und zurückhaltender sind, scheint es am Anfang utopisch, auf einmal LinkedIn Beiträge mit ihren eigenen Texten und Fotos von sich hochzuladen. Andererseits möchten sie unbedingt mehr Sichtbarkeit für ihre Themen schaffen und sich klar dazu positionieren, weswegen viele dann doch über ihren eigenen Schatten springen. 

Doch warum ist es so, dass es Einigen so viel leichter fällt, ins Zentrum der Aufmerksamkeit zu rutschen, während andere mit einem Platz neben der Bühne durchaus zufrieden wären?

Introversion vs. Extraversion

Die Antwort hat sehr häufig damit zu tun, ob man sich selbst als introvertiert bezeichnen würde oder nicht. Introvertiertheit bzw. Introversion ist einer von zwei gegensätzlichen, gegenüberstehenden Polen eines Persönlichkeitsmerkmals, welches festlegt, wie wir mit anderen Menschen im sozialen Umfeld agieren. 

Typische Eigenschaften von introvertierten Menschen sind beispielsweise: 

  • Sie brauchen nach viel Kontakt zu Menschen eher Rückzug, um ihre sozialen Batterien wieder aufzuladen
  • Sie sind ruhiger, zurückhaltender und beobachtender 
  • Sie sind ungern das Zentrum der Aufmerksamkeit

Das Gegenteil der Introversion ist die Extrovertiertheit bzw. Extraversion. Diese Menschen werden als kommunikationsfreudig, offen und energetisch beschrieben, die gerne im Zentrum der Aufmerksamkeit stehen.

Es ist übrigens nicht „besser” oder „schlechter”, introvertiert zu sein. Viele introvertierte Menschen haben wunderbare Eigenschaften, wenn es um emotionale Intelligenz geht, eine beeindruckende Auffassungsgabe und analytische Fähigkeiten. In unserer Gesellschaft ist es leider weit verbreitet, dass Menschen mit extrovertiertem Charakter im Business-Umfeld eher bevorzugt werden. So werden introvertierte Menschen beispielsweise häufig darauf hingewiesen, wenn sie „zu leise” oder „zu zurückhaltend” während eines Meetings wirkten. Extrovertierte Menschen hören sich auf der anderen Seite eher selten an, dass sie „zu laut” waren. 

Es gibt mittlerweile auch viele Konzepte, die unterschiedliche Persönlichkeitstypen im Berufsleben klassifizieren und dabei auch den Grad der Extrovertiertheit bzw. Introvertiertheit einbeziehen. Ein klassisches Beispiel, was sicher schon vielen begegnet ist, ist das sogenannte DISC-Modell. In seinem Buch „Surrounded by Idiots” definiert Thomas Erikson vier verschiedene Persönlichkeitstypen (Dominant, Initiativ, Stetig und Gewissenhaft) und ihre Kommunikationsstile bzw. -präferenzen. 

Besonders Personen, die dem Typ „Initiativ (Influential)” zugeordnet werden, gelten als wahre Networking-Talente: Sie werden als „active” und „people-oriented” klassifiziert, die perfekte Kombination also, wenn es um den Austausch mit Anderen geht. Sie interagieren gerne mit Menschen, haben kein Problem damit, auch mal im Mittelpunkt zu stehen und scheinen ihre Energie eher aus dem Austausch mit anderen zu ziehen. Die geborenen Extrovertierten also. 

Andererseits fällt es anderen Persönlichkeitstypen, wie beispielsweise den „Stetigen” schwerer, im Mittelpunkt zu stehen und trotz ihrer menschlich-orientierten Einordnung aktiv zu werden. Für sie ist es eher ein Kraftaufwand, die Charaktereigenschaften einer „aktiven” Person anzunehmen. 

Auf den ersten Blick scheint es also tatsächlich so, dass introvertierte Menschen mehr Probleme mit Personal Branding haben könnten. Networking, auf neue Menschen zugehen und sich für die eigenen Herzensthemen in die Aufmerksamkeit zu bewegen, scheint extrovertierten Menschen einfach besser zu liegen. 

Aber selbst in dem Buch ist eines der Kernthemen, dass diese Vielfalt eher geschätzt werden sollte und man sich eben, je nach Persönlichkeitstyp, an bestimmte Gegebenheiten anpasst, um eine erfolgreiche Kommunikation zu gewährleisten. Und wie das Ganze im Fall von Personal Branding ablaufen kann, schauen wir uns einmal an.

Der Mittelweg: Ambivertiert

Wenn du an dich und deine Charaktereigenschaften denkst, würdest du dich als 100% extro- oder introvertiert bezeichnen? Falls du die Frage nicht bejahen kannst, dann geht es dir wie der Mehrheit: Tatsächlich geht man mittlerweile davon aus, dass viele Menschen gar nicht nur exklusiv intro- oder extrovertiert sind, sondern einer weiteren Kategorie zugeordnet werden: Der Ambivertiertheit. Als ambivertierte Person bringst du sowohl Eigenschaften der Intro- als auch der Extraversion zusammen und wechselst situativ in die jeweiligen Strukturen. 

Das bedeutet, es ist für viele Personen möglich, sowohl introvertiert und ruhig zu sein, als auch im Austausch mit Gleichgesinnten auf einem Event aufzublühen, die eigene Personal Brand zu stärken und für die eigenen Themen einzutreten. Falls das auf dich zutrifft, hilft es dir, dir bewusst zu machen, wann genau deine extrovertierten Eigenschaften hervortreten und wie du diese für dein Personal Branding gezielt einsetzen kannst.

Tipps für das Personal Branding als introvertierte Person

Und auch, wenn du dich als 100% introvertiert bezeichnest, bedeutet das nicht, dass du kein Personal Branding betreiben kannst. Die Frage ist nämlich nicht, ob Personal Branding als introvertierte Person möglich ist, sondern eher, wie dein Personal Branding auf diese Eigenschaften angepasst werden kann. Personal Branding bedeutet nämlich nicht automatisch Selbstdarstellung: Es geht nicht darum, dass du die oder der Lauteste im Raum wirst und allen mitteilst, wie genial du bist. Es geht vielmehr darum, für die eigenen Themen sichtbar zu werden, und das kannst du auch als introvertierte Person. Wir haben hier einige Herangehensweisen herausgearbeitet, die dir dabei helfen können.

Positioniere dich online

Du willst nicht immer deine eigenen 4 Wände verlassen müssen, um Personal Branding zu betreiben? Dann haben wir gute Nachrichten, denn vieles davon spielt sich online ab. Egal, ob es ein wöchentlicher Newsletter zu deinem Thema ist, die Teilnahme an Online-Konferenzen, regelmäßiger Austausch auf LinkedIn – Personal Branding hat viele Facetten.

Übe dich im Netzwerken

Dir liegt es nicht, in großer Gruppe oder bei gut besuchten Events mit unbekannten Menschen ins Gespräch zu kommen? Dann übe dich in einem anderen Setting. Du kannst bei der nächsten Geburtstagsfeier beispielsweise mal in den Austausch mit einer Person gehen, die du noch nicht kennst. Oder einfach mal beim Yoga mit der Person neben dir ein kurzes Gespräch anfangen. Das Ziel ist dabei nicht, dass das Netzwerken deine größte Leidenschaft werden muss. Aber mit ein bisschen Übung fällt es dir eventuell leichter, in deinen Wohlfühl-Settings mit neuen Leuten ins Gespräch zu kommen, ohne deine sozialen Akkus direkt zu erschöpfen.

Schaffe dir einen Wohlfühl-Rahmen

Wie gerade schon erwähnt, geht es darum, dass du dich wohlfühlst bei dem Aufbau deiner Personal Brand. Dazu gehört auch, dass du zu den größten Events deiner Branche nicht alleine anreisen musst, nur um dort mit Menschen in den Austausch zu kommen. Fühlst du dich beispielsweise bei kleinen Veranstaltungen, wie einem gehosteten Dinner, wohler? Oder geht es dir besser, wenn du mit Arbeitskolleg:innen zu dem Event fahren kannst? Schaffe für dich die Rahmenbedingungen, mit denen du dich am wohlsten fühlst und baue darauf auf.

Plane Zeit für Erholung ein

Einige Aktivitäten des Personal Brandings können deine sozialen Akkus vielleicht mehr fordern, als andere. Daher solltest du nach diesen auch immer Zeit für Erholung einplanen. Du musst bei großen Messen nicht jeden Abend mit deinem Team Essen gehen, sondern kannst auch ohne schlechtes Gewissen Zeit für dich einplanen.

Suche dir inspirierende Vorbilder

Es gibt laute und sehr präsente Personen in der Öffentlichkeit, die sich mithilfe dieser Eigenschaften ihre Personal Brand aufgebaut haben. Das bedeutet aber nicht im Rückkehrschluss, dass das auch dein Weg sein muss. Suche dir Vorbilder, die auch eher introvertiert sind und für sich und ihre Themen Sichtbarkeit erzeugen. Und sei gleichzeitig ein Vorbild für diejenigen, die sich diesen Weg (noch) nicht trauen. Du kannst sogar auf LinkedIn thematisieren, wenn es zu dir und deinen Themen passt, dass dich dieser Schritt Überwindung gekostet hat. Sich seine persönlichen Herausforderungen einzugestehen, macht einen nicht automatisch schwach, sondern vielmehr menschlich und nahbar.

Mache dir bewusst, wofür du es tust

Wenn du dich entschieden hast, deine Personal Brand aufzubauen und für deine Themen einzustehen, halte dir regelmäßig vor Augen, warum du es genau machst. Möchtest du eine Vorbildfunktion für junge Frauen sein, das Thema Nachhaltigkeit mehr in die Politik bringen oder dich für Gründerinnen stark machen? Solange du deine Mission vor Augen behältst, fällt es dir auch leichter, auf diese hinzuarbeiten, auch wenn sie ab und zu das Positionieren in der Öffentlichkeit bedeutet. Über unseren eigenen Schatten zu springen, kann uns manchmal auch einen Schritt nach vorne bringen.

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