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Kein Hexenwerk: Netzwerken für Fortgeschrittene

Mittwochabend, 18 Uhr – gleich holt dich eine befreundete Kollegin ab, um gemeinsam zu eurem ersten großen Netzwerkevent zu gehen. Du hast deinen Kleiderschrank auf den Kopf gestellt und ein Outfit gefunden, in dem du aussiehst, wie die Geschäftsführerin eines erfolgreichen, hippen Unternehmens – stilvoll und cool, gleichzeitig souverän. Während du dein Make-Up aufgefrischt hast, bist du in Gedanken jedes erdenkliche Gespräch durchgegangen und fandest dich ziemlich schlagfertig und inspirierend. Wenn man heute Abend mit irgendwem unbedingt geredet haben sollte, dann jawohl mit dir! Kurz nach sechs klingelt dein Telefon: „Sorry, ich muss dir leider absagen – der Kleine ist krank.“ Als du auflegst, sackst du gefrustet in dir zusammen. Allein auf einem Netzwerkevent? Katastrophe! 

Lass uns die Geschichte hier unterbrechen und gib uns fünf Minuten deiner Zeit, um dich vom Gegenteil zu überzeugen: Diese Absage ist das Beste, das dir passieren konnte!

Wenn du unseren letzten Blogbeitrag beherzt umgesetzt hast, durftest du nun einige Erfahrung darin sammeln, dein passives, bereits bestehendes Netzwerk zu aktivieren. Aber klar, der größte Reiz besteht für die meisten darin, den eigenen Radius tatsächlich zu erweitern – also ganz neue Menschen kennenzulernen. Wir alle haben das eine oder andere Idol, zu dem wir aufschauen. Wie cool wäre es, sich persönlich mit diesen Menschen auszutauschen? Wenn du uns fragst, ist im Bereich des Networkings nichts unmöglich. Okay, vielleicht lernst du nicht gleich morgen Malala Yousafzai kennen. Aber vielleicht ja ihre deutsche Verlegerin? Es ist wie mit allen Zielen im Leben: Sie müssen ambitioniert sein, aber erreichbar. Ein Schritt nach dem anderen.

Ob ein Gespräch dein Leben verändert, weißt du erst, wenn du es führst

Okay, zurück zu der Absage deiner Kollegin. Eben noch führst du gedanklich die tollsten Dialoge und plötzlich willst du einen Rückzieher machen? Mit Verlaub, aber hören wir da ein kleines Imposter-Syndrom raus? In Begleitung neigen wir dazu, in unserer Komfortzone zu bleiben und vornehmlich miteinander zu sprechen. Das passiert dir heute Abend nicht. Besinne dich auf deine Mission, deine Superpower, atme einmal tief durch und dann ab zum Event! Dort angekommen checkst du erstmal ganz in Ruhe die Location aus. Suche den Weg zur Garderobe und zur Toilette, hole dir ein Getränk und scanne währenddessen den Raum. Gibt es ein Grüppchen, dem du dich anschließen möchtest? Siehst du bekannte, vielleicht sogar berühmte Gesichter? Hast du schon ein Schlagwort gehört, bei dem du gerne einsteigen würdest?

Sobald du dich akklimatisiert hast, tue genau das: Steige ein. Auf einem Netzwerk-Event, ja generell auf geschäftlichen Treffen, bist du keine Exotin, wenn du ins Gespräch kommen und Menschen kennenlernen willst. Frage höflich, ob du dich dazu stellen darfst – früher oder später wirst du ins Gespräch miteinbezogen oder findest deinen Einsatz ganz von allein. Es empfiehlt sich, gleich zu Beginn des Events zu erscheinen, so sind die Gespräche noch nicht so vertieft und die allermeisten suchen Anschluss. Übrigens: Du bist nicht die Einzige, die mit einer anfänglichen Unsicherheit den Raum betritt – gehe davon aus, dass dein Gegenüber dir dankbar ist, angesprochen zu werden.

Reden ist Silber, Zuhören ist Gold

Ist die erste Überwindung geschafft, geht das eigentliche Netzwerken erst richtig los. Höre in erster Linie zu und gib deinem Gegenüber Raum, authentisch zu sein. Versuche nicht um jeden Preis, jeder einzelnen Person deine Mission zu erklären. In positiver Erinnerung bleiben nicht die Lautesten, sondern die, mit denen man sich im Gespräch wohlgefühlt hat. Übe dich aber auch nicht in falscher Zurückhaltung, wenn dir Sprechzeit zufällt. Die Balance ist Übungssache. Sobald du dich sicherer fühlst, kannst du dich an herausfordernde Gesprächspartner:innen herantrauen – solche, die du aus den Medien kennst, die ohne Punkt und Komma reden oder die nicht deiner Meinung sind. Wenn du höflich und charmant bleibst, kannst du mit jeder Person ein angenehmes Gespräch führen.

In Kontakt bleiben

Herzlichen Glückwunsch! Dein Mut hat sich ausgezahlt. Der entscheidende Schritt fehlt dir jedoch: Mach aus einem losen Gespräch einen Kontakt. Manchmal kann man direkt Nummern tauschen, sich noch vor Ort bei LinkedIn vernetzen oder du schreibst am Folgetag eine Nachricht:

„Danke für den interessanten Austausch gestern. Besonders Satz xy ist mir in Erinnerung geblieben – ich würde mich freuen, wenn wir in Kontakt bleiben.“

In einem gehaltvollen Post über die Veranstaltung kannst du Menschen verlinken, die du getroffen hast und deine Learnings teilen. Aber Achtung: Random zehn Leute taggen, schreckt ab – du musst deinen Aufhänger schon sinnvoll darlegen und ehrliches Interesse zeigen. Bemühe dich um ein Follow-Up bei denjenigen, die dir nachhaltig in Erinnerung geblieben sind:

„Ich denke gern an unser Gespräch bei Event xy zurück. Können wir den Austausch bei einem Lunch nächste Woche fortsetzen?“

Trainiere deinen Mut-Muskel

Unser Plädoyer an die Überwindung liest sich eigentlich ganz einfach, oder? Das liegt daran, dass es einfach ist. Zwischen dir und deinem Traum-Netzwerk liegt nur ein bisschen Mut. Und wir sind uns sicher, dass es eine Bereicherung ist, dich kennenzulernen. Beraube niemanden dieser Chance. 

Als Abschluss haben wir noch ein paar unserer effektivsten Networking-Tipps zusammengetragen:

  1. Der Ort des Geschehens: Die Kaffeemaschine. Hier treffen sich alle, um durchzuatmen, anzukommen oder, naja, Kaffee zu trinken. Die lockere Atmosphäre lädt zum Plaudern ein.
  2. Du weißt nicht, wie du ein Gespräch anfängst? Diese Fragen gehen immer: Warum bist du heute hergekommen? Welcher Vortrag hat dir bisher am besten gefallen und warum? Hast du einen Tipp, was ich heute nicht verpassen darf?
  3. Wie du Vorbilder kennenlernst: Finde einen Speaker-Termin dieser Person. Mache dir Notizen und finde dabei einen Gesprächsaufhänger oder eine Frage. Nach dem Vortrag bildet sich immer eine kleine Schlange vor der Bühne – dafür nehmen sich bekannte Speaker:innen bewusst Zeit. Sobald du an der Reihe bist, steigst du mit einem Kompliment über den Vortrag und deinem Aufhänger ein und fragst, ob ihr euch bei LinkedIn vernetzen könnt. Am nächsten Tag addest du die Person mit Verweis auf das kurze Kennenlernen. Et voila!
  4. Immer ein paar Zeilen Kontext hinzufügen: Du bist nicht eine von vielen, sondern eine ganz bestimmte Person – füge einer Vernetzungs-Anfrage, z.B. bei LinkedIn, also immer eine kurze Nachricht hinzu.

P.S.: Eine kleine Anekdote unserer Gründerin Christina: Ihre Karriere hat mit genau dieser Geschichte der abgesagten Begleitung angefangen. Das erste Gesicht, das sie vor Ort kannte, war die Gründerin eines aufstrebenden Start-Ups (heute ein bekanntes Unternehmen). Ohne weiter darüber nachzudenken, tippte Christina sie an: „Kennen wir uns?“ – „Nein.“ – „Ich hoffe, das ändert sich gleich.“ Heute ist sie eine ihrer ständigen Sparringspartner:innen und Christinas Karriere wäre ohne diesen Abend vielleicht ganz anders verlaufen. Darum: Augen zu und durch – the shortest way is through.

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