Personal Branding - 5 Fragen an Stefanie Asbe
Immer mehr Menschen entdecken und nutzen das Potential von Personal Branding und vor allem von der Business Plattform LinkedIn. In unserer Interview-Reihe “Personal Branding: 5 Fragen an…” sprechen wir mit verschiedenen Personen, die Personal Branding bereits sehr smart für sich nutzen. Sie kommen aus unterschiedlichen Branchen und haben unterschiedliche Stufen an Sichtbarkeit.
Dafür haben wir auch mit Stefanie Asbe gesprochen. Als Leitung des interdisziplinären Hays Social Selling Matrix Teams ist es Stefanies Verantwortung, Mitarbeiter:innen zu enabeln, digital sichtbar zu werden und so positiv Einfluss auf die Employer Brand, den Vertrieb und das Recruiting zu nehmen. Das Matrixteam besteht aus Fach- und Social-Media-Spezialist:innen unterschiedlicher Bereiche wie z.B. Learning, Vertrieb und Marketing und kümmert sich darum, die LinkedIn-Aktivitäten der Mitarbeiter:innen zu fördern. Neben der Weiterentwicklung auf strategischer Ebene, steht das Team allen Hays-Kolleg:innen operativ zur Seite und unterstützt sie beim Doing.
Warum sollten oder müssen Führungskräfte und Mitarbeiter:innen heutzutage auf Social Media aktiv und sichtbar sein?
Sichtbarkeit bietet sowohl den einzelnen Mitarbeiter:innen Vorteile als auch dem Unternehmen.
Der Firmen-Account zeigt heute zwar das Unternehmen, aber einen echten Blick hinter die Kulissen bekommt man über die Mitarbeiter:innen. Von der Sichtbarkeit unserer Mitarbeiter:innen profitieren auch wir als Unternehmen – bezüglich der Arbeitgeberattraktivität haben wir bei Hays zum Beispiel schon positive Effekte wahrgenommen.
Auf der anderen Seite haben die Mitarbeiter:innen durch ihre Sichtbarkeit die Chance, sich mit ihren Themen zu positionieren – sowohl nach innen als auch nach außen. Intern habe ich so zum Beispiel viele Mitarbeiter:innen entdeckt, die ich vorher nicht kannte oder von denen ich nicht so richtig wusste, was sie machen. Und nach außen hin werden sie ebenfalls verstärkt wahrgenommen und können sich in ihren Themenbereichen eine eigene Community aufbauen.
Netzwerken fällt vielen schwer. Wie gehst du an eine Veranstaltung ran, bei der du wenige Menschen kennst und gewisse Kontakte knüpfen möchtest?
Es gibt sicher geborene Netzwerker:innen, aber viele Menschen kostet Netzwerken immer etwas Überwindung. Das kenne ich selbst auch, besonders wenn ich alleine auf eine Veranstaltung gehe.
Ich finde es wichtig, sich gezielt Veranstaltungen auszusuchen, die zum eigenen Thema passen und bei denen man vor Ort die eigene Zielgruppe antrifft. Das ist auch sehr entscheidend für den Wohlfühlfaktor, wenn man weiß, worauf man sich einlässt. So kommt man auch leichter mit Menschen ins Gespräch.
Wenn man auf eine Veranstaltung geht, sollte man sich auch immer etwas vorbereiten, das heißt, schauen, wer vielleicht auf der Bühne steht oder über LinkedIn herausfinden, wer ebenfalls vor Ort sein wird. So kann man sich zum Beispiel auch schon vorher mit einigen Menschen verabreden. Gleichzeitig sollte man sich auch immer etwas treiben lassen. Wenn man nur hin und her hetzt von Termin zu Termin, entgehen einem spannende Begegnungen.
Wie gehst du mit kritischen Kommentaren um?
Hate-Kommentare sind sowohl für Unternehmen als auch für einzelne Personen eine große Angst. Ich habe das zum Glück bisher sehr selten erlebt und auch in unserem Corporate-Influencer-Programm ist es bisher nicht vorgekommen.
Ich habe grundsätzlich nichts gegen kritische Kommentare, solange sie sachlich sind. Bei LinkedIn möchte ich nicht nur in meiner eigenen Bubble schwimmen. Ich finde es daher gut, wenn auch mal ein kritischer Kommentar kommt, denn so kann ich in eine sachliche Diskussion einsteigen. Ich finde es spannend, sich konstruktiv mit anderen Sichtweisen auseinanderzusetzen und auch mal die andere Seite zu diskutieren.
Was macht guten Content von Corporate Influencern aus? Worauf sollte man achten?
Unsere Corporate Influencer haben sehr viele Freiheiten und im Prinzip keine Vorgaben. Natürlich gelten die normalen Rahmenbedingungen und Kommunikationsrichtlinien, also wir tolerieren keine Beleidigungen oder rassistische Posts oder Ähnliches.
Unser Marketing arbeitet hier eng mit den Corporate Influencern zusammen und stellt auch Themen und Inhalte bereit, die sie nutzen können, aber nicht müssen. Ich kenne Corporate-Influencer-Programme, die darauf bestehen, dass die Mitarbeiter:innen 80% vorgefertigte Inhalte teilen. Das ist bei uns gar nicht so. Unsere Influencer:innen sind eigenständige Personen und das ist uns auch sehr wichtig.
Aber natürlich arbeiten wir intensiv mit ihnen zusammen und stehen ihnen zur Seite. Wir erarbeiten mit ihnen im ersten Schritt in Einzelcoachings ihre Positionierung, aus der sich dann ihr Content ableitet. Hier investieren wir gerne viel Zeit, denn wir haben gemerkt, dass es unseren Influencer:innen mit einer gut ausgearbeiteten Positionierung und zwei bis drei Kernthemen leichter fällt, später auch Content zu erstellen. Wenn sie sich nicht sicher sind, was ihre Werte, Ziele und Themen sind, dann wird es schwammig und es fällt ihnen mit der Zeit schwerer, Content zu schreiben. Nach diesem Kick-Off machen wir auch weiterhin alle zwei Wochen Einzelcoachings und regelmäßige Gruppen-Meetings.
Grundsätzlich ist guter Content am Ende immer das, was deine Zielgruppe anspricht. Man sollte also darauf achten, dass man sich auf die eigene Zielgruppe fokussiert, sowohl inhaltlich, aber auch sprachlich.
Was würdest du Menschen an die Hand geben, die aufgrund des Zeitfaktors vor LinkedIn/Personal Branding zurückschrecken?
Menschen investieren Zeit in Dinge, in denen sie einen Vorteil sehen. Deshalb ist es wichtig, den Vorteil der eigenen Sichtbarkeit zu erkennen – dann ist man auch gewillt, die Zeit dafür aufzubringen. Gerade wenn Sichtbarkeit außerhalb der eigenen Arbeitszeit stattfindet, sollte man lieber weniger und fokussiert Zeit investieren, als ständig und ohne Fokus Zeit auf Social Media zu verbringen.
Im Rahmen von Corporate Influencer:innen kann man Sichtbarkeit auch als einen Teil der eigenen Arbeit und damit der Arbeitszeit sehen. So wird es bei uns intern auch gesehen und kommuniziert – und das schon seit Jahren. Wenn wir unsere Mitarbeiter:innen darin schulen, sichtbar zu sein, dann muss das auch Teil der Arbeitszeit sein. Wer darüber hinaus noch mehr erreichen möchte und zum Beispiel auf LinkedIn sehr erfolgreich und sichtbar sein möchte, muss dann aber auch bereit sein, auch darüber hinaus Zeit zu investieren.
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