Personal Branding: 5 Fragen an Melanie Vinci

Jede sichtbare Person kann ein Vorbild für eine andere Person sein. Deswegen haben wir unsere Interview-Reihe „Personal Branding: 5 Fragen an…” ins Leben gerufen. Wir sprechen mit unterschiedlichen Menschen über ihre Sichtbarkeit und sie teilen ihre Erfahrungen, Herausforderungen und Tipps mit uns.

Auch Melanie Vinci hat hierzu mit uns gesprochen. Melanie ist seit 23 Jahren beim Personaldienstleister persona service tätig, wo sie aktuell die Position der Präsidentin des Verwaltungsrates innehat. Sie ist außerdem Geschäftsführerin des Tochterunternehmens GVO Young Professionals GmbH, einem der größten studentischen Arbeitgeber in Deutschland.

Was und wen möchtest du mit deiner Sichtbarkeit erreichen?

Menschen füreinander sichtbar zu machen ist schon immer mein Antrieb – und auch mein Beruf. Ich möchte auf drei Herzensthemen aufmerksam machen, weil sie mich und unsere Teams in unserer täglichen Arbeit begleiten.

Das erste Thema sind Frauen in Führungspositionen. Gerade bei jungen Menschen, und besonders Frauen, erlebe ich, dass sie sich immer noch von vermeintlichen Führungsqualitäten die eigene Persönlichkeit einschränken lassen. Sie glauben zu oft, jemand sein zu müssen oder etwas tun zu müssen, was sich gehört oder etwas lassen zu müssen, was sich angeblich nicht gehört. Entweder sind sie zu emotional oder sie sind zu taff oder sie sind zu weiblich oder viel zu maskulin oder zu dominant oder zu weich. Mir ist es ein Anliegen zu zeigen, dass wir die bleiben dürfen, die wir sind. Solange wir respektvoll mit anderen Menschen umgehen und keine Werte überschreiten, ist das völlig in Ordnung und es gibt kein richtig oder falsch.

Das zweite Thema ist eines, über das sehr viel geredet wird und das ich in meinem Tagesgeschäft aber oft anders erlebe: das Thema Diversität. Wir beschäftigen Mitarbeitende aus mehr als 130 Nationen, jeder beruflichen Qualifikation, jeder sozialen Herkunft und oft Menschen mit vermeintlich keiner perfekten Vita. Ich erlebe aber immer noch oft, dass zwar alle darüber sprechen, wie wichtig sie Diversität finden, aber die guten Vorsätze dann doch immer an vorgefertigten Meinungen und Schubladen voller Vorurteile scheitern. Das würde ich gerne ändern.

Das dritte Thema ist, mehr reale Orientierung zu liefern. Wir alle merken, dass sich die Welt wirklich radikal verändert und Menschen und Unternehmen es immer mehr an realer Orientierung fehlt. Deshalb gefällt mir auch euer Format, weil ihr hier reale Vorbilder zeigt – genau das brauchen Menschen und Unternehmen. Und wir müssen Brücken schlagen zwischen den verschiedenen Generationen. Viele junge Menschen sind orientierungslos. Auf der anderen Seite sind viele Unternehmen, die Probleme damit haben, Prozesse und Strukturen anzupassen und die Autonomie der Mitarbeitenden zu stärken. Ich erhoffe mir, hier die Brücke schlagen zu können zwischen dem Respekt vor vergangener Leistung, oft auch in Familienunternehmen mit einer starken Strukturprägung und dem Respekt für nachfolgende Generationen, die viel autonomer und selbstverantwortlicher agieren möchten, als es die jahrzehntelang geprägten Strukturen oft ermöglichen.

Wie hast du angefangen, dir ein Netzwerk aufzubauen?

Ich habe irgendwann realisiert, dass ich mir ein Netzwerk aufbauen sollte, wusste aber nicht so richtig, wie und wo ich anfangen soll. Ich habe mit meinem damaligen Chef darüber gesprochen und der hat mich auch unterstützt und mir ein örtliches Netzwerk empfohlen. So kam das Ganze ins Rollen. 

Ein zündender Moment für mich war ein Assessment Center, das ich vor ein paar Jahren gemacht habe. Ich wollte einmal neutral bewerten lassen, wo ich in meiner fachlichen und persönlichen Reife stehe. Im Abschlussgespräch hat mir die Beraterin damals gesagt, eine meiner größten Schwächen sei das fehlende Netzwerk. Also habe ich angefangen, mir ein Netzwerk aufzubauen. 

Ich schätze die Meinung anderer sehr und ich möchte von anderen lernen. Daher war es mir beim Netzwerkaufbau wichtig, unterschiedliche Perspektiven in meinem Netzwerk abzubilden. Mein Netzwerk ist tatsächlich sehr bunt, voller verschiedener Menschen mit unterschiedlichen Hintergründen und Themen. Ich versuche sehr darauf zu achten, nicht permanent nur meiner Leidenschaft zu folgen, denn sonst bin ich zu sehr in meiner Bubble. Ich folge also vielen verschiedenen Menschen, die mich inspirieren. Man sollte natürlich nicht wahllos jede Kontaktanfrage annehmen. Aber wir haben doch alle ein ganz gutes Gefühl dafür, was eine seriöse Kontaktanfrage ist oder nicht so gut passt. Ich vertraue auf meine Intuition. Wenn es keinen Grund gibt Nein zu sagen, sage ich gerne Ja.

Beim Netzwerken ist mir außerdem wichtig, mich unbedingt auch außerhalb des sozialen Netzwerks physisch zu vernetzen. Ich treffe mich mit spannenden Menschen, bemühe mich, Kontakte zu pflegen, um Hilfe zu bitten, aber sie auch anzubieten. Ein Netzwerk besteht für mich nicht nur aus Follower:innen, sondern aus Interaktion und Kommunikation.

Hast du Tipps für die Interaktion unter Beiträgen anderer? Was macht einen wertvollen Kommentar aus?

Wenn ich überlege, was für mich Gründe sind, aus denen ich kommentiere, dann würde ich sagen, ein Grund ist für mich schon, wenn ich jemandem applaudieren möchte für ein Statement oder meine Zustimmung ausdrücken möchte. In meiner Wahrnehmung ist es häufig so, dass wir am ehesten kommentieren, wenn wir anderer Meinung sind. Dabei ist es doch auch sehr schön zu kommentieren, wenn man es exakt genauso sieht oder jemandem einfach Anerkennung aussprechen möchte. Das tut Menschen gut. Wertvoll finde ich Kommentare auch, wenn ich eine Diskussion mit meiner Kompetenz oder Erfahrung anreichern kann. 

Natürlich äußere ich auch Widerspruch – gerade bei Themen, die mich persönlich umtreiben. Solche Kommentare mache ich aber nicht spontan. Einen Widerspruch mache ich mit Zeitverzug, weil ich mich so vor Emotionen schütze. Wir haben alle Triggerpunkte und es gibt natürlich auch Meinungen und Sichtweisen, die etwas in mir triggern.

Ich finde es aber auch gut, dass wir unterschiedliche Sichtweisen verbreiten. Wichtig ist hier nur, dass man dabei eine gute Diskussionskultur pflegt und respektvoll miteinander umgeht. Denn auch wenn man gegensätzlicher Meinung ist, kann man das auf wertschätzende Art und Weise kommunizieren.

Wie kommst du auf die Themen, über die du schreibst? Entstehen diese spontan oder planst du länger im Voraus?

Meine Beiträge entstehen tatsächlich spontan aus Momenten und Begegnungen in meinem Alltag. Ich begegne jeden Tag vielen Menschen und Situationen und somit auch vielen sich wiederholenden Verhaltens- oder Denkweisen. Ich stolpere über Strukturen, von denen ich glaube, dass wir sie aufbrechen müssen. Oder es sind Fragen oder Aussagen von Mitarbeitenden, die mich zum Nachdenken bewegen oder beeindrucken. Das sind alles Dinge, die ich in meinen Beiträgen adressiere.

Was steckt an Aufwand hinter deiner Sichtbarkeit?

Der tatsächliche Aufwand lässt sich gar nicht so leicht greifen. Ich versuche mich im Moment ein bisschen besser zu fokussieren, zum Beispiel auf bestimmte Kanäle. Denn ich finde es wichtig, schon mehr im Realen unterwegs zu sein und nicht nur in der virtuellen Welt. 

Ich versuche auch, die Zeit, die ich in meine Sichtbarkeit investiere, bewusster zu planen. Aktuell habe ich keine festen Tage oder Zeiten, wo ich zum Beispiel gezielt auf LinkedIn unterwegs bin und kommentiere. Das passiert eher zufällig, wenn ich etwas sehe. Das möchte ich gerne ändern. 

Am Ende ist es natürlich so wie mit allem im Leben: Sichtbarkeit geht nicht ohne Arbeit. Ich kann nicht viel erreichen oder bewegen wollen, ohne auch Zeit zu investieren.

————————————

Für regelmäßige Inspirationen und Tipps rund um Personal Branding und Corporate Influencer folge uns gerne auf LinkedIn oder abonniere unseren Newsletter. Wir freuen uns auf den Austausch mit dir!

Zurück
Zurück

Tipps für ein erfolgreiches LinkedIn Profil: So überzeugst du auf der Business-Plattform

Weiter
Weiter

Personal Branding mit Stilgruppen statt Zielgruppen?