Personal Branding: 5 Fragen an Iman El Sonbaty
Immer mehr Menschen entdecken das Potential von Personal Branding und vor allem von der Business Plattform LinkedIn.
In unserer Interview-Reihe “Personal Branding: 5 Fragen an…” sprechen wir mit verschiedenen Personen, die Personal Branding bereits sehr smart für sich nutzen. Sie kommen aus unterschiedlichen Branchen und haben unterschiedliche Stufen an Sichtbarkeit.
Dafür haben wir auch mit Iman El Sonbaty gesprochen. Iman ist Teil des Top Managements bei den Stadtwerken Karlsruhe und verantwortet dort als Prokuristin die B2B- und B2C-Vertriebsbereiche inkl. Shared Services, das Marketing sowie die Operations. Sie ist ein Digital Native, Agile Leader und spricht 7 Sprachen. Zu ihren Leidenschaften gehören die Förderung von Mitarbeitenden und Führungskräften, das Early Adopting neuer Technologien sowie die Führung und Begleitung von Teams im Rahmen komplexer Transformationsprozesse.
Warum sollten oder müssen Führungskräfte und Mitarbeiter:innen heutzutage auf Social Media aktiv und sichtbar sein?
Die Arbeitswelt hat sich stark gewandelt. Die digitalen Möglichkeiten haben Türen geöffnet, die vorher verschlossen waren – das birgt ein riesiges Potential für Personen und Unternehmen. Plötzlich kann ich mit Olympioniken genauso persönlich schreiben wie mit CEOs oder Fachexpert:innen jeder Couleur – das begeistert mich und sicher auch andere Nutzer:innen.
Durch Social Media können wir mit anderen Expert:innen aus der ganzen Welt in Kontakt treten, unsere Ideen präsentieren, testen und diskutieren. Wir können zeigen, woran wir glauben und was uns wichtig ist. Genau hier liegt auch das Potenzial von Corporate Ambassadors als öffentliche Repräsentant:innen eines Unternehmens. Plötzlich wird ein Austausch und auch eine Form von Thought Leadership möglich, die vorher nur wenigen Gatekeeper:innen zugänglich war.
Über Social Media können Führungskräfte und potentielle Mitarbeitende heute noch besser zueinander finden. Für Bewerber:innen ist es viel leichter, ein Unternehmen kennenzulernen, wenn Mitarbeitende des Unternehmens bereits einen ersten Eindruck hinter die Kulissen geben. Andersherum können sich natürlich auch Unternehmen und Führungskräfte online ein Bild von Bewerber:innen machen.
Die eigene (Online-)Präsenz kann uns zu Leitfiguren in einer digitalisierten, globalisierten Fach-Community machen und so dafür sorgen, dass unsere Sichtweise und auch das Unternehmen, für das wir stehen, viele tausende und zehntausende Menschen erreicht – jeden Tag.
Wichtig finde ich aber auch: “Müssen” muss niemand – wenn wir jemanden zu Sichtbarkeit zwingen (zum Beispiel, weil er oder sie “so gut” in ein diverses Bild einer Firma passen würde), geht das häufig nach hinten los. Sichtbarkeit braucht ein klares Ziel – nur wer die Vorteile für sich und/oder den eigenen Job in diesem Engagement sieht, wird nachhaltig sichtbar bleiben.
Wie hast du angefangen, dir ein Netzwerk aufzubauen (auf LinkedIn und darüber hinaus)?
Ich habe schon vor LinkedIn mit dem Aufbau meines Netzwerkes angefangen. Ich weiß das Vernetzen mit Branchenexpert:innen auf Fachveranstaltungen oder auch bei Fortbildungen seit jeher sehr zu schätzen, weil sich dadurch immer neue Perspektiven und Möglichkeiten ergeben.
Durch LinkedIn ist es im ersten Schritt leichter geworden, diese Kontakte nicht aus den Augen zu verlieren. Im zweiten Schritt habe ich mich entschieden, dass meine Arbeit und mit welchen Überzeugungen ich diese angehe, etwas ist, das ich gerne mit einem größeren Publikum teilen würde.
Gerade die Themen Energie und Transformation sind derart wichtige und dominierende Themen unserer Zeit, dass es sich lohnt, hier meine Sichtweise zur Diskussion zu stellen und so nicht nur Sichtbarkeit dafür zu bekommen, sondern auch einen offenen, konstruktiven Diskurs anzustoßen, der über die Grenzen meines bisherigen Offline-Wirkungskreises hinausgeht.
Ich gehe den Netzwerkaufbau auf LinkedIn auf zwei Arten an: Zum einen poste ich regelmäßig Inhalte zu Leadership- und Energiethemen, bei denen ich besonderen Fokus auf den Austausch in den Kommentaren lege. Außerdem schaue ich mir aktiv die Inhalte anderer Fachexpert:innen zu meinen Fokusthemen auf LinkedIn an und bringe mich dort in den Diskurs ein. So ist ein stetig wachsendes, relevantes Netzwerk aus bereichernden Stimmen und spannenden Persönlichkeiten entstanden.
Was ist deiner Meinung nach wichtiger im Kontext Personal Branding: eigener Content oder an Diskussionen teilnehmen, zum Beispiel unter Beiträgen anderer?
Beides ist wichtig – Austausch und Sichtbarkeit entstehen durch die Kombination aus beidem. Wer sich unsicher ist, was er bzw. sie posten sollte, kann mit der Interaktion mit dem Content von anderen locker anfangen und dadurch schon Sichtbarkeit und interessante neue Kontakte gewinnen.
Das volle Potential von Personal Branding kann aus meiner Sicht aber erst ausgeschöpft werden, wenn regelmäßig (mindestens 1-2-mal pro Woche) qualitativ hochwertiger Content zur Diskussion gestellt wird, der zu der individuellen Person passt. Nur so kann eine ausdefinierte eigene Stimme entstehen, welche die Sichtbarkeit und Reichweite im Kontext der Personenmarke bündelt. Außerdem baut man sich so eine wiederkehrende, konsistente Community rund um eine Personenmarke auf, in der verlässlich und mit Qualität Fachthemen besprochen werden.
Wie kommst du auf die Themen, über die du schreibst? Entstehen deine Inhalte spontan oder denkst du länger darüber nach?
Ich fokussiere mich auf einige Oberthemen, die ich in einem Positionierungsworkshop mit einem Coach erarbeitet habe. Wir haben besprochen, wofür ich stehe und langfristig stehen möchte und auf dieser Basis Themen identifiziert, die zu mir passen, mit denen ich mich wohlfühle und die mich in dem Fachbereich als Expertin positionieren, der mir persönlich wichtig ist.
Diese Oberthemen sind mein Nordstern in der wöchentlichen Auswahl an konkreten Inhalten. Hier schreibe ich entweder über etwas, das mich aktuell bewegt, in unserer Branche relevant ist oder die Texte basieren auf einem spannenden Artikel oder einer Methode, die mir untergekommen ist und bei der ich gerne wüsste, wie mein Netzwerk darüber denkt.
Um immer neue externe Impulse zu bekommen, die zu meinen Fokusthemen passen, lese ich Fachmagazine, Zeitungen, höre auf Veranstaltungen genau hin und habe verschiedene Newsletter abonniert, die mich täglich mit Content bereichern. Natürlich habe ich nicht immer gleich viel Zeit, über den Tellerrand zu schauen, weshalb ich eine Liste mit möglichen Content-Ideen führe, auf die ich zurückgreifen kann, wenn ich einmal keine Zeit für Recherche habe.
Was würdest du Menschen an die Hand geben, die aufgrund des Zeitfaktors vor LinkedIn/Personal Branding zurückschrecken?
Das ist ein absolut valides Bedenken und Menschen, die das auf dem Schirm haben, haben definitiv schon einmal mehr verstanden, wie Personal Branding funktioniert, als solche, die denken, das geht in 5 Minuten.
Als grobe Faustregel würde ich sagen, dass man idealerweise 30 Minuten pro Tag investieren sollte, um das volle Potential auszuschöpfen. Das schaffe ich natürlich auch nicht immer, aber ich habe gemerkt, dass sich mehr tut, wenn man mindestens täglich reinschaut.
Ein paar grundsätzliche Tipps, die ich Menschen darüber hinaus mitgeben würde, wären:
Nicht ohne strategische Grundlage anfangen: Zuerst sollte man sich darüber klar werden, was die eigene Personenmarke ausmacht und was nicht. Welche Themen passen zu mir? Welcher Kanal passt zu mir und meiner Zielgruppe? Erstmal sortieren, statt blindem Aktionismus an den Tag legen.
Optimieren durch Automatisieren: Tägliche Newsletter zu den Fokusthemen oder das Folgen von interessanten Hashtags spülen automatisch Content-Ideen in die Inbox oder den Feed. Oft ist es das Schwerste, sich zu überlegen, worüber man schreiben soll. So wird es einfacher.
Content-Planung: Durch das Führen eines Content-Plans können ganze Posts oder auch Headlines ein bisschen durchgeplant werden und damit sinkt die Orientierungslosigkeit.
Scheduling-Feature nutzen: Bei LinkedIn kann man mittlerweile Beiträge vorplanen, die dann automatisch zu einem späteren Zeitpunkt veröffentlicht werden. So kann man in einem Rutsch die Woche vorbereiten und schaut dann nur fürs Community-Engagement wieder rein.
Hilfe holen, wenn möglich: Wer das Potential in Personal Branding sieht, aber es selbst nur zum Teil betreuen kann, kann darüber nachdenken, sich Expert:innen an die Seite zu holen, die bei der Definition der Personenmarke oder auch darüber hinaus helfen. Am authentischsten ist es, wenn man alles selbst macht. Aber bevor man nichts macht, kann Support eine Idee sein.
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