Personal Branding: 5 Fragen an Gero Hesse
Immer mehr Menschen entdecken das Potential von Personal Branding und vor allem von der Business Plattform LinkedIn. Andere wiederum wissen noch nicht so richtig, ob und wo sie anfangen sollen. Wir haben unsere Interview-Reihe “Personal Branding: 5 Fragen an…” ins Leben gerufen, um die Themen Personal Branding und LinkedIn aus unterschiedlichen Blickwinkeln zu beleuchten und Learnings von verschiedenen Personen zu teilen, die Personal Branding bereits sehr smart für sich nutzen. Sie kommen aus unterschiedlichen Branchen und haben unterschiedliche Stufen an Sichtbarkeit. Den Anfang macht Gero Hesse.
Gero ist einer der führenden Experten für Employer Branding, Recruiting, die HR TECH- & STARTUP Szene sowie New Work. Mit seinem mehrfach ausgezeichneten Blog und Podcast SAATKORN gibt er seit 2009 Inspirationen für eine bessere Arbeitswelt.
Warum sollten oder müssen Führungskräfte und Mitarbeiter:innen heutzutage auf Social Media aktiv und sichtbar sein?
Social Media ist heute ein integraler Bestandteil eines Medienmixes. Der Fokus hat sich hier über die letzten Jahre sehr verschoben und Social Media spielt eine immer größere Rolle. Im Business Kontext ist das im Moment sehr stark auf LinkedIn zu sehen. Ich glaube, wenn man auf LinkedIn nicht stattfindet, dann findet man für viele Menschen auch nicht statt – selbst wenn man etwas Interessantes zu erzählen hat und selbst wenn man tolle Dinge macht. Man muss am Ende da sichtbar sein, wo die Zielgruppe ist. Wenn man im Business Kontext Menschen erreichen möchte, kann man das Social Media Thema heute nicht mehr aussparen. Für mich ist das eine totale Selbstverständlichkeit. Ich bin seit 2007 aus beruflichen Gründen auf Social Media aktiv. Privat bin ich da gar nicht so offensiv unterwegs, aber beruflich ist es für mich total naheliegend, auf LinkedIn und Co. sichtbar zu sein.
Netzwerken fällt vielen schwer. Wie gehst du an eine Veranstaltung ran, bei der du wenige Menschen kennst und gewisse Kontakte knüpfen möchtest?
Ich mache das jetzt seit vielen Jahren und kenne durch meinen Blog und Podcast mittlerweile viele Menschen, so dass es mir heute nicht schwer fällt, ins Gespräch zu kommen. Oft werde ich auch angesprochen. Das war aber natürlich nicht immer so. Als ich angefangen habe mit meinem Blog und auf der Suche nach Interviewpartner:innen oder Gesprächspartner:innen war, habe ich Menschen oft einfach direkt angesprochen. Dabei habe ich versucht, authentisch und selbstbewusst, aber auch wertschätzend in den Dialog zu kommen. Das hat auch immer gut funktioniert. Meine ganz grundsätzlicher Tipp für das Netzwerken ist Authentizität, also so zu agieren, wie man als Mensch auch wirklich ist, ohne sich zu verstellen. Damit ist man für andere auch ganz gut einschätzbar. Das ist wichtig, wenn man an nachhaltigen Kontakten interessiert ist. Wenn man mit einer natürlichen und beharrlichen – aber nicht dreisten – Art an das Netzwerken herangeht, kann man viel erreichen.
Was ist deiner Meinung nach wichtiger im Kontext Personal Branding: eigener Content oder an Diskussionen teilnehmen, zum Beispiel unter Beiträgen anderer?
Das hängt stark davon ab, was man für eine Rolle hat. Als Unternehmer:in sollte man zum Beispiel nicht permanent immer nur senden, sondern auch mal in den Diskurs treten. Als Blogger ist das ein bisschen anders, da ist es naheliegender, mehr zu senden. Denn auf meinem Blog bin ich im Grunde genommen Mittel zum Zweck. Ich erzähle etwas über andere Menschen, andere Ideen und andere Konzepte. Wenn es um die eigene Agenda und die eigenen Themen geht, dann würde ich empfehlen, das Senden in behutsamen Dosen einzusetzen und sich aktiv am Diskurs zu Themen, die für einen selbst eine gewisse Relevanz haben, zu beteiligen.
Wie gehst du bei der Content-Erstellung vor? Entstehen deine Inhalte spontan oder denkst du länger darüber nach?
Heute ist es tatsächlich so, dass ich bei meinem Blog und Podcast eher ein bisschen restriktiver agieren muss – was nehme ich rein und was nicht. Das hat natürlich damit zu tun, dass es meine Kanäle schon viele Jahre gibt und sie eine gewisse Sichtbarkeit haben. Am Anfang war das anders, da musste ich noch mehr nach Themen suchen und um Gespräche bitten. Dadurch, dass ich selbst im Business aktiv bin, habe ich mittlerweile ein ganz gutes Gespür dafür, welche Themen gerade spannend sind. Am besten sollte die Themenfindung auch über intrinsisches Interesse gehen. Ich habe mir schon lange abgewöhnt, mich total daran zu orientieren, wie viele Klicks mir das möglicherweise bringt. Ich schaue eher, dass ich das Thema selbst spannend und interessant finde und hoffe, dass andere ebenfalls einen Mehrwert darin sehen. Wenn ein Post mal nicht läuft, dann läuft er eben nicht. Das passiert bei mir sogar relativ oft, ich habe eher ab und an mal einen größeren Ausreißer nach oben. Ich denke, dass die Nachhaltigkeit und Konsistenz der ganzen Thematik bei mir dazu geführt hat, dass ich eine gewisse Sichtbarkeit bekommen habe.
Was würdest du Menschen an die Hand geben, die aufgrund des Zeitfaktors vor LinkedIn und/oder Personal Branding zurückschrecken?
Auch hier lässt sich keine pauschale Aussage treffen. Es hängt immer davon ab, was man erreichen und warum man sichtbar werden möchte. Als Führungskraft wird es zum Beispiel immer wichtiger, sich hier die Zeit zu nehmen, weil die Sichtbarkeit auf LinkedIn inzwischen für die Gewinnung von Mitarbeiter:innen und die Positionierung als Arbeitgeber:in eine wichtige Rolle spielt. Und wenn man wie ich einen Blog oder Podcast betreibt, dann hat man natürlich auch Interesse, auf LinkedIn stattzufinden. Wenn es nur um Selbstdarstellung geht, dann sollte man es lieber lassen. Wenn es aber darum geht, einen inhaltlichen Diskurs zu verfolgen oder eine inhaltliche Positionierung zu erreichen oder als Thought Leader:in gesehen zu werden, dann macht es total Sinn, diese Kanäle zu betreiben. In die eigene Sichtbarkeit eine gewisse Zeit zu investieren lohnt sich, weil es über die Zeit aber auch ganz viel bringt.
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