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Personal Branding: 5 Fragen an Melanie Peschel

Jede sichtbare Person kann ein Vorbild für eine andere Person sein und diese mit ihren Themen und Inhalten inspirieren. Personal Branding ist daher ein wichtiges Kommunikationstool, um die Themen, die dir wichtig sind, sichtbar zu machen. Mit unserer Interviewreihe „Personal Branding: 5 Fragen an…” möchten wir die unterschiedlichen Perspektiven von Personal Branding beleuchten und verschiedene Personen zu Wort kommen lassen. Auch Melanie Peschel hat mit uns über Sichtbarkeit gesprochen. Sie hat uns verraten, warum Personal Branding gerade im Bereich Nachhaltigkeit und Klimaschutz wichtig ist und hat ihre Erfahrungen und Tipps mit uns geteilt.

Melanie ist Gründerin von Tracemaker und seit 2015 Beraterin und Trainerin für Energiewende- und Klimaschutz-Kommunikation. Ihre Erfahrungen rekrutieren sich aus Beratungs-Mandaten für Ministerien, Kommunen, Konzernen und KMU. Darüber hinaus war sie Leiterin in einem anwendungsorientierten Forschungsprojekt zur Partizipation und Stakeholder-Kommunikation im Zuge der Energiesystem-Digitalisierung. Ihr aktueller Schwerpunkt liegt bei der Durchführung von Online-Trainings für Change-Kommunikation im Kontext der CSRD (Corporate Sustainability Reporting Directive).

Was und wen möchtest du mit deiner Sichtbarkeit erreichen?

Ich möchte mit meiner Sichtbarkeit die Themen Energie und Klimaschutz ins Gespräch bringen und für diese Themen Interesse erzeugen – und zwar nicht nur in meinem privaten Umfeld, sondern auch über Social Media. Dafür ist Sichtbarkeit natürlich das A und O.

Energie und Klimaschutz sind allerdings auch sehr komplexe Bereiche, die nicht jede:r sofort versteht und die man vor allen Dingen nicht auf Überschriften-Niveau vermitteln kann. Deswegen habe ich mir ein System zurechtgelegt, das einen leichteren Zugang zu diesen komplexen Themen gewährt und mehr Bereitschaft erzeugt, sich mit ihnen auseinanderzusetzen. Dieses System möchte ich gerne noch viel mehr Menschen vermitteln und genau dafür brauche ich die Chance auf Sichtbarkeit.

Warum sind Personal Branding und Sichtbarkeit aus deiner Sicht gerade im Bereich Nachhaltigkeit wichtig?

Auf diese Frage kann man aus verschiedenen Perspektiven antworten. Eine Perspektive ist die Aktualität. Denn wir sind mitten in der Klimakrise, erreichen immer mehr Kipppunkte und überschreiten planetare Grenzen. Es ist also wichtig, dass über diese Themen in der breiten Masse gesprochen wird.

Ich bin in den 80er und 90er Jahren aufgewachsen und da hat man über solche Themen in der Öffentlichkeit nicht wirklich gesprochen. Wenn doch mal eine Meldung kam, wurde sie zumindest in der breiten Masse nicht wirklich ernst genommen. Die wenigen Stimmen, die zu dieser Zeit hörbar waren, sind leider in den immer lauter werdenden Unterhaltungsangeboten der privaten Fernsehsender und der immer präsenter werdenden Markenwerbung versunken. Heute ist die Situation zum Glück eine andere und viel mehr Menschen sind zu diesen Themen sichtbar und werden wahrgenommen. Durch die Digitalisierung haben wir außerdem viel mehr internationale Verbindungen und Sichtbarkeiten. Wir bekommen zum Beispiel auch mit, was gerade in Brasilien oder auf Borneo im Regenwald passiert und können besser verständlich machen, dass es wirklich dringend ist. Diese Dringlichkeit ist auch ein weiterer Grund, Nachhaltigkeit nicht nur ins Gespräch zu bringen, sondern auch ins Handeln zu kommen. Sich das bewusst zu machen und miteinander zu sprechen, sind die ersten Schritte, um aktiv zu werden. Das ist für mich daher ein guter Grund, diese Sichtbarkeit zu pushen.

Dazu kommt, dass die Gesetzgebung in der EU jetzt eine Nachhaltigkeitsberichterstattungspflicht eingeführt hat, die ab diesem Jahr gilt. Das heißt, dass ganz viele Unternehmen, die bisher Nachhaltigkeitsberichte nicht oder nicht in dieser Form schreiben mussten, dies jetzt tun müssen. Und dafür braucht es geschultes Personal. Es entstehen also viele Chancen für Neu- oder Quereinsteiger:innen im Bereich Nachhaltigkeit. Wenn man im Bereich Nachhaltigkeit eine Personal Brand etabliert hat und damit klar zeigt, dass man Affinität und Qualifikationen für das Thema hat, kann das viele Vorteile bringen. Wir brauchen in der Wirtschaft immer mehr schlaue Köpfe, die sich um dieses Thema kümmern.

Wie hast du angefangen, dir ein Netzwerk aufzubauen? Hast du Tipps für Networking-Anfänger:innen?

Angefangen habe ich vor 20 Jahren mit Xing, das Profil habe ich auch noch, aber ich nutze es nicht aktiv. Irgendwann kam LinkedIn dazu und das ist für mich heute auch die wichtigste Plattform. Ich habe LinkedIn zu Beginn vor allem aus Neugier genutzt. Das ist ein Tipp, den ich gerne mitgeben möchte. Ich hatte zu Beginn keine Strategie, sondern habe die Plattform einfach mal aus Freude und Interesse ausprobiert. Natürlich ist es auch wichtig, ein bisschen taktisch vorzugehen, denn sonst wird man in der Masse nicht gesehen. Aber gerade am Anfang darf man sich selbst ein bisschen den Druck rausnehmen und sich einfach mal ein wenig ausprobieren. 

Fürs Netzwerken kann ich außerdem Veranstaltungen empfehlen. Ich habe in meinem Berufsleben schon immer sehr viele Veranstaltungen besucht und nehme dort immer sehr viel für mich mit – nicht nur inhaltlich und fachlich, sondern eben auch zwischenmenschlich. Das Gefühl, sich bei fremden Menschen an den Tisch zu stellen und sich zu unterhalten, ist einfach etwas komplett anderes als auf Social Media. Diese Offline-Situationen immer wieder zu üben, finde ich sehr wichtig. Den Kontakt zu Menschen auf Kongressen oder Messen zu erleben und zu verstehen, wie man sich da verhält, so dass man auch gesehen wird und mit Leuten ins Gespräch kommt, ist ein wichtiges Learning und es lohnt sich, sich selbst immer mal wieder zu motivieren, rauszugehen und neue Menschen kennenzulernen.

Was macht für dich guten Content auf LinkedIn aus?

Ich konsumiere LinkedIn Content auf zwei Arten: Einerseits schaue ich mir die Inhalte gerne direkt auf LinkedIn an, ohne dass ich auf einen Link zu externen Inhalten klicke. Zum Anderen konsumiere ich den Content vor allem durch meinen Feed und gehe selten direkt auf das Profil von jemandem, um zu schauen, ob er oder sie etwas Neues veröffentlicht hat. Die Plattform ist ja auch so ausgerichtet, dass man über das Scrollen im Feed Inhalte wahrnimmt und dem Algorithmus über die eigene Interaktion mit Inhalten signalisiert, welche man interessant findet.

Natürlich gibt es hier auch Ausnahmen: Wenn eine Person, zu der ich schon ein gewisses Vertrauen aufgebaut habe, einen externen Link zu weiterem Content teilt, dann speichere ich mir diese Inhalte auch öfter mal ab, um sie später zu lesen. Da steckt für mich eine Art Qualitätsversprechen dahinter. Bei fremden Nutzer:innen, die ich nicht gut oder noch gar nicht kenne, sprechen mich eher Posts an, die ich als in sich geschlossenen Informationsbaustein wahrnehme. Ich bevorzuge außerdem die Kombination aus Text und Bild – Videos schaue ich nicht so gerne. Ich möchte Inhalte gerne in meinem Tempo konsumieren und das ist bei Videos nicht immer möglich. Oft haben Videos auf LinkedIn außerdem keine Untertitel, das macht es noch schwerer, weil ich nicht immer die Möglichkeit habe, Videos mit Ton zu schauen.

Was ist deine Botschaft an Menschen, die ebenfalls für Nachhaltigkeit und Klimaschutz brennen, sich aber (noch) nicht trauen, darüber zu sprechen und diesen Themen Sichtbarkeit zu geben?

Es gibt immer noch viel zu wenige Menschen, die über Nachhaltigkeit und Klimaschutz sprechen. Menschen, die sich für diese Themen interessieren, möchte ich daher Mut machen, dieses Interesse sichtbar zu machen und positive Erfahrungen ins Gespräch zu bringen, um weitere Menschen zu inspirieren. Das müssen nicht nur Menschen sein, die sich wie ich hauptberuflich damit beschäftigen, sondern auch Menschen, die eine Leidenschaft für die Themen haben.

Viele scheuen sich vor diesen Themen, weil sie mehr Angriffsfläche bieten, gerade wenn man sie politisch aufhängt. Aber das muss man gar nicht unbedingt und kann das Thema auch aus einer anderen Perspektive sichtbar machen, zum Beispiel über persönliche Erfolgsbeispiele – wenn man Strom von einer eigenen Solar- oder Balkonanlage im Einsatz hat, mehr Fahrrad fährt oder Ähnliches. Mein Appell wäre daher: Sprecht über Energie und Klima, weil es unser aller Thema ist, egal um wen es geht – wir leben alle auf dem gleichen Planeten.

Ich möchte außerdem gerne dafür plädieren, dass man unbedingt einen eigenen Stil findet und diesem treu bleibt. Social Media Kanäle verleiten schnell dazu, einem Stil zu folgen, der gerade im Trend ist. Damit verbiegt man sich aber selbst und ist nicht mehr authentisch. Mit der eigenen Sichtbarkeit soll man sich aber wohlfühlen, sonst lässt sich diese auf Dauer nicht aufrechterhalten.

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