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Personal Branding: 5 Fragen an Kati Ernst

Personal Branding und LinkedIn sind heute in aller Munde. 

In unserer Interview-Reihe “Personal Branding: 5 Fragen an…” sprechen wir mit verschiedenen Personen, die Personal Branding bereits sehr smart für sich nutzen. Sie kommen aus unterschiedlichen Branchen und haben unterschiedliche Stufen an Sichtbarkeit.

Dafür haben wir auch mit Kati Ernst gesprochen. Kati ist Co-Founder und Co-CEO von ooia – einer Female Bodywear Company aus Berlin. Als bekanntes Gesicht der deutschen Gründerszene gibt Kati den Themen Female Empowerment, Social Business und Direct-to-Consumer Love Brand Entwicklung ihre Stimme und damit Sichtbarkeit.

Was hat dich dazu bewegt, sichtbar zu werden und wie hast du damit angefangen?

Ich habe mich entschieden, mich öffentlich und persönlich sichtbarer zu machen, als wir ooia gegründet haben. 

Wir haben bei ooia mit Periodenunterwäsche angefangen, die es bis dahin in Deutschland noch nicht gab. Wir mussten also vielen Leuten ein ganz neues Produkt bzw. ein ganz neues Thema zugänglich machen. Es war zu dieser Zeit noch ein ziemliches Tabuthema, über das viele Menschen nicht gerne sprechen wollten. Gleichzeitig hatten wir kein Geld und mussten praktisch ohne fremdes Kapital unser Produkt bekannt machen. Produktbewertungen hatten wir zu der Zeit aber natürlich auch noch nicht.

Unter diesen Voraussetzungen kamen wir auf die Idee, dass meine Mitgründerin Kristine und ich uns selbst sichtbar machen, damit die Menschen uns vertrauen, das, was wir machen, interessant finden und Lust haben, unser Produkt auszuprobieren.

Als Direct-to-Consumer Marke, bei der der Kontakt mit Konsument:innen sehr wichtig ist, sind wir mit Instagram Stories als Kanal gestartet. Wir haben täglich Stories veröffentlicht und uns persönlich gezeigt, um Vertrauen in unsere Marke und in unser Produkt aufzubauen.

LinkedIn kam bei mir dann sehr viel später dazu, vor etwa einem halben Jahr. Ich wollte mich selbst als Person neben der Firma sichtbar machen. Der Firma geht es gut, die Marke ist sehr bekannt und braucht mich nicht mehr so stark als einziges Sprachrohr. Daher finde ich es interessant, meine Themen und Gedanken, die mich auch neben der Firma interessieren, auf LinkedIn sichtbar zu machen und mich dort aktiver einzubringen.

Netzwerken fällt vielen schwer. Hast du Tipps, wie man sich am besten ein Netzwerk aufbaut (auf LinkedIn und darüber hinaus)?

Der Grundstein von einem Netzwerk ist ehrliches Interesse an anderen Menschen und an deren Erfolg. Ich habe mir eigentlich nie bewusst vorgenommen zu netzwerken, das kam bei mir durch ehrliches Interesse. Ich hatte immer viel Interesse an anderen Menschen, an ihren Geschichten, an dem, was sie machen und an der Frage, wie ich sie dabei unterstützen kann. Das hat mich sehr weit gebracht, denn Menschen spüren, wenn man sich wirklich für sie interessiert oder – speziell im Business-Kontext – für das, was sie tun.

Man kann sich auch im Vorhinein schon überlegen, wie man anderen Menschen helfen oder ihnen etwas Gutes tun kann. Ob das jetzt mit einem Rat ist, mit Kontakten oder dass die Teams sich austauschen oder zusammenarbeiten können. So baut man Stück für Stück eine Beziehung zu den Menschen auf. 

Mein Tipp wäre daher, sich mit ehrlichem Interesse, Fragen und Begeisterung mit der Situation von anderen Menschen zu beschäftigen. Denn das wissen die Personen dann auch zu schätzen und sie werden es einem in Situationen, in denen man gegebenenfalls selbst Unterstützung oder Begeisterung für sich oder für das eigene Produkt braucht, auch zurückzahlen.

Wie gehst du mit kritischen Kommentaren um?

Das Internet ist ja leider ein nicht nur netter Ort. Ich versuche auch bei kritischen Kommentaren häufig, einen sachlichen Dialog zu beginnen. Aber manchmal begebe ich mich auch gar nicht erst dahin.

Die meisten negativen Kommentare auf LinkedIn zum Beispiel kommen, wenn man etwas über Genderthemen schreibt – ein Thema, das mich sehr beschäftigt. Also das Vorankommen von Frauen in der Wirtschaft, gerade im Bereich des Gründens. Die Frage, wie wir mehr Frauen fördern können. Da kommen dann immer ein paar Kommentare im Sinne von „Es ist doch Diskriminierung, wenn man Frauen eine Quote gibt“ und so weiter. Im ersten Schritt argumentiere ich in solchen Fällen konstruktiv und weise z.B. auf Studien hin. Bei der zweiten Antwort merkt man dann meistens sehr schnell, ob die Person auf eine konstruktive oder polemische Diskussion abzielt. 

Ich habe es aber wirklich schon sehr häufig auf LinkedIn erlebt, dass als Reaktion dann etwas in die Richtung „Das ist interessant, das war mir so noch gar nicht bewusst.“ kam. Man kann also durchaus erreichen, dass Menschen durch den Diskurs mit dir anders auf die Thematik schauen. 

Auf Instagram ist der Ton dann doch oft etwas anders. Wir hatten vor zwei Jahren bei ooia mal ein Video, das viral gegangen ist und haben innerhalb von wenigen Tagen mehrere zehntausend Nachrichten erhalten. Es war eine wirklich überwältigende Welle und 99% waren auch unterstützend, positiv und bestärkend – lediglich 1% waren es nicht. Aber diese 1% treffen einen dann doch so stark, da kann man sich gar nicht vor schützen. Da haben Menschen, die uns nicht kannten, zum Teil wirklich schlimme Sachen gesagt. Da hatte ich lange dran zu knabbern und fand es gleichzeitig faszinierend, dass so wenig Negatives mich doch so stark trifft. Ich war in dem Moment ehrlicherweise auch sehr dankbar, dass ich Unternehmerin und nicht Influencerin bin und auch einfach mal eine Woche von der Plattform verschwinden und mich um mein Unternehmen kümmern kann. Influencer:innen haben diese Option nicht unbedingt. Da muss man gut auf sich aufpassen und sehr viel Selbstachtsamkeit ausüben.

Wie kommst du auf die Themen, über die du schreibst? Entstehen deine Beiträge eher spontan, oder planst du länger im Voraus?

Bei LinkedIn ist es eine Mischung aus beidem. Ich habe einen Plan, den ich mir meist etwa zwei Monate im Voraus aufstelle. Dort überlege ich mir, über welche Themen ich gerne in der Zeit sprechen möchte. Ich nehme mir meist zwei Themen pro Woche vor. Zum Teil werden es dann mal drei oder auch nur eines. 

Es gibt Themen, bei denen weiß ich, dass sie für meine Community interessant sind. Entweder weil Menschen mich dazu persönlich gefragt haben oder weil ich schon mal in einem ähnlichen Kontext gepostet habe und das Feedback bekam, dass es spannend war. Dann gibt es auch Themen, die mich einfach persönlich interessieren, zu denen ich gerne stehen möchte und deswegen auch Beiträge dazu verfasse. 

Inspiration zu Themen und Meinungen hole ich mir ab und an auch über Umfragen in meinen Instagram Stories. Hier bekommt man sehr schnell eine Abstimmung und die Insights finde ich manchmal so interessant, dass ich um diese herum einen Post auf LinkedIn schreibe. Mir ist natürlich bewusst, dass die Ergebnisse biased sind, weil sie sich auf meine Community beschränken, aber es ist trotzdem ein interessanter Indikator für Themen, über die man diskutieren kann. Deswegen mache ich gerne Crossovers zwischen den verschiedenen Kanälen.

Wie viel Zeit investierst du in deine Personal Branding Aktivitäten?

Das ist schwer zu beziffern, aber alles in allem sind es sicherlich einige Stunden pro Woche.

Ich habe pro Woche eine Stunde in meinem Kalender geblockt, in der ich meine Posts für LinkedIn vorbereite. Da kommen dann natürlich auch oft noch spontane Sachen hinzu, wenn etwas Spezielles ansteht und ich daraus einen Post machen möchte. Die restliche Zeit ist ein Beiprodukt von anderen Aktivitäten, die ich sowieso mache und die aber auch auf meine Personal Brand einzahlen. 

Das muss aber nicht der Maßstab für Menschen sein, die auch sichtbarer sein möchten. Wenn man anfängt, sichtbar zu werden, kann man meiner Meinung nach mit einer halben Stunde pro Woche schon sehr weit kommen. Wenn man sich zum Beispiel auf LinkedIn konzentriert und einen Post pro Woche macht und dann noch ein bisschen bei anderen kommentiert, die zu verwandten Themen posten, kann man schon einiges an Sichtbarkeit erreichen.

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Foto Credit: Jannik Hanne

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