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Personal Branding: 5 Fragen an Jürgen Schmitt

Immer mehr Menschen entdecken das Potential von Personal Branding für sich – vor allem im Kontext mit der Business Plattform LinkedIn. Andere wiederum wissen noch nicht so richtig, ob und wo sie anfangen sollen.

In unserer Interview-Reihe “Personal Branding: 5 Fragen an…” sprechen wir mit verschiedenen Personen, die Personal Branding bereits sehr smart für sich nutzen. Sie kommen aus unterschiedlichen Branchen und haben unterschiedliche Stufen an Sichtbarkeit.

Heute haben wir mit Jürgen Schmitt gesprochen. Jürgen ist als Corporate Content Creator bei der Deutschen Bank für das Format #ExpeditionFinance verantwortlich, das er ins Leben gerufen hat. Das Wissensformat gibt durch Video-Content auf Social Media Einblicke in Themen und Trends, die unseren Alltag verändern könnten.

Warum hast du mit Personal Branding angefangen?

Das war tatsächlich eher ungeplant und ich wurde hier ein bisschen ins kalte Wasser geworfen.

Ich hatte ursprünglich eine ganz andere Position bei der Deutschen Bank, aber durch die Transformation der Bank wurde meine Stelle obsolet und ich wurde gebeten, etwas anderes zu machen. Zu dieser Zeit kam mir eine Idee, aus der sich dann über die Zeit mein Format #ExpeditionFinance entwickelt hat. Zunächst stand ich hier nicht vor der Kamera, aber weil ich irgendwann so tief im Thema steckte, kam der Vorschlag, dass ich ja auch mal die Videos für das Format drehen könnte. Damit wusste ich dann: Wenn ich Videos drehe, dann bin ich nach außen hin sichtbar. Da ich nicht aussehe wie ein typischer Banker, war mir auch klar, dass ich, wenn ich in den Videos zu sehen bin, auch als Person Aufmerksamkeit und Sichtbarkeit bekommen werde.

Im Jahr 2020 habe ich dann den LinkedIn-Account für die #ExpeditionFinance und zur gleichen Zeit auch meinen persönlichen Account gestartet. Ich bin ganz ehrlich: Ich hatte keine Ahnung, wie viele Klicks oder Views meine Videos generieren werden, geschweige denn wie LinkedIn funktioniert. Als ich angefangen habe, auf LinkedIn aktiv zu werden, war ich verständlicherweise ganz schön nervös. Denn ich wusste auch, dass Sichtbarkeit mit Risiken verbunden sein kann. Aber bisher ist das Feedback wirklich überwiegend positiv und es macht mir auch viel Spaß.

Was ist deiner Meinung nach wichtiger im Kontext Personal Branding: Geschichten erzählen oder Netzwerken und warum?

Beides ist wichtig. 

In der Regel fängt jede:r erstmal mit einem kleinen Netzwerk an. Wenn du dann guten Content veröffentlichst, der deiner Community einen Mehrwert liefert, spricht sich das sehr schnell rum. Denn die Menschen in deiner Community liken oder kommentieren deine Beiträge und so wird dein Content auch ihrem Netzwerk zugänglich gemacht.

Ich war ja auch komplett neu auf der Plattform und musste zu Beginn erstmal schauen, was den Menschen gefällt. Für mich war und ist hierbei immer wichtig, dass meine Inhalte einen Mehrwert liefern. Wenn du gute Geschichten erzählst, die einen Mehrwert liefern, dann kannst du über die Zeit das für dich richtige Netzwerk aufbauen.

Ich bin hier auch großer Fan des organischen Wachstums und bin deshalb auch bei Kontaktanfragen kritischer geworden. Ich vernetze mich gerne mit Menschen, aber ich bereinige meinen Account auch regelmäßig, wenn ich merke, dass mit bestimmten Menschen kein Austausch oder keine Interaktion zustande kommt. Ich sage immer, dass man mit 3.000 Follower:innen möglicherweise besser bedient ist, als mit 30.000, wenn unter den 3.000 die für dich relevante Zielgruppe ist, die mit dir interagieren. In der eigenen Bubble unterwegs zu sein, ist vollkommen in Ordnung, solange man sie immer mal wieder öffnet, neue Menschen reinlässt und Wissen austauscht. So wächst und entwickelt sich ein spannendes Netzwerk.

Wie gehst du mit kritischen Kommentaren um?

Ich habe tatsächlich das Glück, dass ich überwiegend positive Kommentare bekomme. Aber natürlich kommt auch ab und zu mal eine kritische Rückfrage zu meinen Inhalten. Solche Fragen finde ich auch gut, solange man höflich und sachlich bleibt. Ich stelle meine Inhalte ja zur offenen Diskussion in den Raum. Wenn ich mal etwas nicht selbst beantworten kann, habe ich Spezialist:innen an meiner Seite, nämlich die Protagonist:innen aus meinen Videos. Auf Rückfragen kann also immer eingegangen werden. Natürlich tauchen hin und wieder auch Trolle unter den Posts auf, aber die ignoriere ich einfach. Im schlimmsten Fall werden sie blockiert, das ist bei mir aber bisher selten notwendig gewesen.

Wird man automatisch Corporate Influencer:in, wenn man beginnt, als Angestellte:r berufliche Inhalte zu teilen?

Ganz einfache Antwort: nein. Corporate Influencer:innen sind aktuell ein ganz heißes Thema, aber es ist nicht so einfach, wie man vielleicht zuerst annimmt. Immer mehr Unternehmen befassen sich mit dem Thema und denken darüber nach, Corporate Influencer Programme einzuführen.

Bei einer Bank, also einem Regulator, im Hintergrund, hat man es grundsätzlich etwas schwerer als Arbeitnehmer:in auf Social Media aktiv zu sein. Unser Kommunikationsteam hat aus diesem Grund Social Media Guidelines erstellt, die definieren, worüber wir auf Social Media sprechen dürfen und wie man Social Media am besten nutzt. 

Gewisse Dinge gehören zum Betriebsgeheimnis, die haben auf LinkedIn nichts verloren. Aber Arbeitnehmer:innen können sich natürlich Gedanken machen, wie sie die Themen, mit denen sie sich jeden Tag im Berufsalltag beschäftigen, zu fachlichen Inhalten aufbereiten. Stell dir vor, du bist zum Beispiel in der Investmentabteilung tätig und es wird ein neues Investmentfondsgesetz beschlossen. Dieses Thema kannst du natürlich in einem Post aufgreifen, nach Gedanken aus der Community fragen und eine gute Diskussion anstoßen. Du bekommst weiteren Input und kannst dir in deiner Nische deine Personal Brand aufbauen – auch wenn du bei einer Bank arbeitest. Wenn du aber über Prozesse oder Strategien der Bank oder ähnliche sensible Themen sprechen möchtest, also offizielle:r Corporate Influencer:in sein möchtest, dann solltest du das mit deinem Unternehmen absprechen und schauen, ob es nicht ein solches Programm anbietet oder anbieten würde.

Worüber sich Arbeitnehmer:innen und Arbeitgeber:innen bewusst sein sollten: wenn du bei LinkedIn postest, auch unabhängig vom Unternehmen, bist du immer in der Nähe des Unternehmens angesiedelt – sofern du es im Profil angegeben hast. Man wird also, wenn auch nicht gewollt, mit dem Arbeitgeber assoziiert und das kann je nach Inhalt positive oder negative Auswirkungen haben. Daher ist es wichtig, dass Unternehmen in Social Media Guidelines und Trainings investieren, damit Arbeitnehmer:innen lernen, wie man LinkedIn im Business Kontext nutzt. Ich gebe auch viel von meinem Wissen und meiner Erfahrung zu LinkedIn intern weiter.

Um es zusammenzufassen: ich finde es gut, dass es Corporate Influencer Programme gibt und diejenigen, die Lust haben mitzumachen, diese Möglichkeit bekommen. Andere wollen vielleicht lieber unabhängig vom Unternehmen ihre Themen vorantreiben. Das ist auch toll und kann bei guten fachlichen Inhalten trotzdem positive Effekte für das Unternehmen haben. Es ist also aus Recruiting-Sicht auch empfehlenswert, die Mitarbeiter:innen im Umgang mit Social Media zu schulen.

Was steckt an Aufwand hinter deiner Sichtbarkeit?

Ich habe unheimlich viel Freiheit, aber es ist auf jeden Fall auch viel Arbeit. Ich mache das alleine in der Bank und habe eine externe Filmfrau – das läuft super. Ich schlage in der Regel ein Thema vor, sie macht die Recherche und entwickelt daraus ein Konzept, das wir abstimmen. Dann sind wir unterwegs und drehen.

Wenn die Videos im Kasten sind, muss ich mich um die technischen Dinge kümmern, wie Untertitel oder das Einbinden in Webseiten. Außerdem stimme ich Social Media Aktivitäten mit den Protagonist:innen ab. Bei einem Video pro Woche fällt da schon Einiges an.

Dann habe ich mittlerweile auch einige Auftritte, zum Beispiel als Speaker oder Podcast-Gast und das sowohl intern als auch extern. Dazu kommt natürlich noch mein eigener LinkedIn-Account.

Ich werde intern auch oft nach Tipps gefragt und gebe auf freiwilliger Basis auch mal LinkedIn-Sessions – in der Gruppe und manchmal auch 1:1. Das kostet natürlich auch Zeit, aber ich hätte mich damals auch gefreut, wenn mir jemand die ersten Schritte erklärt hätte. Außerdem wäre es doch toll, wenn noch mehr Menschen für ihre Themen sichtbar werden. Guter Content setzt sich durch und davon kann es gerne noch mehr geben.

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